Inhaltszusammenfassung:
Distress und eine reduzierte Lebensqualität mit daraus resultierenden Unterstützungsbedürfnissen ist eine häufig anzutreffende Thematik bei Frauen mit Krebserkrankungen; dieses ist Gegenstand unterschiedlichster aktueller Forschungen und eine Herausforderung in der Betreuung dieser Patientengruppe im klinischen Alltag. Eine spezielle Untergruppe mit besonderen Bedürfnissen und Belastungen stellen dabei Frauen mit gynäkologischen Tumoren, insbesondere Mamma- und Ovarialkarzinomen, dar. Einige dieser gynäkologischen Malignome haben dabei einen hereditären Anteil wie beispielsweise das BRCA 1- und 2 Gen (Breast Cancer Gene). In vielen Studien ist der Mutationsstatus als Einflussfaktor für die oben genannten Variablen an noch nicht an Krebs erkrankten Frauen untersucht mit dem Ziel diese Frauen in der Situation prädiktiven Testens als auch im Zusammenhang prophylaktischer Operationen effizient unterstützen zu können. In dieser Studie liegt das Augenmerk auf bereits erkrankten Frauen, d.h. es wurden Frauen mit Mamma- und/oder Ovarialkarzinom in unterschiedlichen Stadien ihrer Erkrankung zu Distress, Lebensqualität und Unterstützungsbedürfnissen befragt. Die Frauen wurden dabei in drei Gruppen eingeteilt: als erstens die Gruppe, die sicher als positiv in Bezug auf ihren BRCA Status getestet wurden, die zweite Gruppe wurde als die klassifiziert, die negativ getestet wurde und zuletzt die Gruppe mit unbekanntem Mutationsstatus. Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf das Erleben von Distress als auch Lebensqualität zwischen den drei Studiengruppen, aber insgesamt sehr hohe Belastungen und eine eingeschränkte Lebensqualität bei den Patientinnen. Signifikante Unterschiede finden sich im Bereich der Unterstützungsbedürfnisse für den Bereich „Sexualität“ mit einem höheren Bedarf für die Frauen mit positivem Mutationsstatus. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass insbesondere für die Gruppen „BRCA negativ und unbekannt“ Distress als Prädiktor gelten kann; für die Gruppe mit positivem Mutationsstatus ist eher eine eingeschränkte Lebensqualität ein Prädiktor für den Unterstützungsbedarf. Dabei hat die Gruppe „BRCA positiv“ gegenüber den anderen beiden Mutationsgruppen eine insgesamt höhere Wahrscheinlichkeit Unterstützungsbedürfnisse zu entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, dass es weit mehr Einflussvariablen auf das Erleben von Distress und Lebensqualität und die Entwicklung von Unterstützungsbedarf gibt als den Mutationsstatus. Es zeigte sich weiterhin, dass der Mutationsstatus durchaus eine Rolle spielt und dass hier spezielle Unterstützungsbedürfnisse, insbesondere im Bereich Sexualität bestehen. An Krebs erkrankte Frauen mit Nachweis einer hereditären Mutation sind daher eine Gruppe, die unter erhöhten Belastungswerten leidet und auf die im klinischen Alltag speziell eingegangen werden sollte, um die besonderen Bedürfnisse frühzeitig erkennen zu können, damit diesen Frauen eine zeitnahe und effiziente psychoonkologische Betreuung zur Verfügung gestellt werden kann.