Inhaltszusammenfassung:
Die Vorteile der Drei-Schritt- im Vergleich zur Zwei-Schritt-Technik hinsichtlich des Nekroserisikos und der ästhetischen Ergebnisse sind immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. Wenn die Drei-Schritt-Technik wirklich zu ästhetisch besseren Ergebnissen führt und weniger Risiken hat, dann sollten die Vorteile gegenüber den Nachteilen (längere Arbeitsunfähigkeit, zusätzlicher chirurgischer Eingriff) überwiegen.
Um die Nekrose- und Infektionsrisiken zu untersuchen, wurde eine retrospektive vergleichende Studie in der Klinik für Plastische Gesichtschirurgie Marienhospital Stuttgart durchgeführt. Zur Untersuchung der Vorteile der Drei-Schritt-Technik gegenüber der Zwei-Schritt-Technik wurden die Häufigkeit von Komplikationen (Stirnlappennekrose, Epidermolysis und Infektion) und die ästhetischen sowie funktionellen Ergebnisse beider Behandlungsverfahren verglichen.
Unserer ersten Untersuchung lag ein Gesamtkollletiv von 187 Patienten zugrunde, bei denen in den Jahren 2003 bis 2009 eine paramediane Stirnlappenplastik in Zwei-Schritt- (n=87) und Drei-Schritt- (n=100) Technik durchgeführt wurde. Demographische Faktoren und die Ursachen der Nasendefekte waren ähnlich in beide Gruppen. Obwohl die Nasenrekonstruktion in der Drei-Schritt-Gruppe wesentlich komplexer war, war die Häufigkeit partieller Stirnlappennekrosen in beiden Gruppen vergleichbar (Zwei-Schritt, 3.4%; Drei-Schritt, 5%; p = 0.601). Eine Regressionsanalyse des Nekroserisikos bei komplexen Fällen konnte jedoch zeigen, dass kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht (relatives Risiko, 0.80; p = 0.705).
Die zweite Studie hatte zum Ziel die ästhetischen und funktionellen Ergebnisse der Zwei- Schritt und Drei- Schritt-Technik zu vergleichen. Hierfür wurden 372 Fälle einer Nasenrekonstruktion mit der Zwei- oder Drei-Schritt Technik zwischen 2003 und 2012 im Marienhospital identifiziert. Die ästhetischen und funktionellen Ergebnisse von 70 Patienten wurden anhand eines standardisierten Patientenfragebogens im Bezug auf Zufriedenheit, Ästhetik und Funktion untersucht (siehe Anhang Nr. 1). Gleichzeitig erfolgte eine Beurteilung der ästhetischen Ergebnisse anhand standardisierter Patientenfotos und eines Fotoevaluationsbogens durch zwei unabhängige, verblindete, Plastische Chirurgen (siehe Anhang Nr. 2). Demographischen Faktoren waren in beiden Gruppen ähnlich. Entsprechend der Expertenmeinungen, die eine Indikation der Drei-Schritt-Technik besonders bei komplexen Rekonstruktionen empfehlen, wurde die Drei-Schritt-Technik auch im Marienhospital häufiger bei komplexen Rekonstruktionen angewandt. Die Ergebnisse der Patientenbefragung zeigten keinen Unterschied in Bezug auf die funktionellen (in Fällen in denen der Lappen auch zur Innenauskleidung verwendet wurde) und ästhetischen Ergebnisse (Lappenfarbe, Lappenhaarwachstum, Beschwerden am Spenderareal, Lappendicke, -form und -symmetrie) in beiden Gruppen. Patienten und verblindete Untersucher waren jedoch zufriedener mit dem ästhetischen Ergebnis rekonstruierter Nasenflügel in der Zwei-Schritt-Gruppe (Patienten: Mann-Whitney-U test, p = 0.03, Untersucher: Fisher´s exact test, p = 0.024).
Zusammenfassend konnte nicht bestätigt werden, dass die Drei-Schritt- im Vergleich zur Zwei-Schritt-Technik das Risiko von Nekroselappen verringert oder zu ästhetisch besseren Ergebnissen führt. Die Zwei-Schritt-Technik hat nach wie vor ihren berechtigten Stellenwert auch bei der Nasenrekonstruktion komplexer Fällen.