Jugendliche und heranwachsende Tötungsdelinquente (1950 - 1979): Charakteristika aus der psychiatrischen Begutachtung und späteres Rezidivrisiko

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-45179
http://hdl.handle.net/10900/45582
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2010
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Günter, Michael (Prof. )
Tag der mündl. Prüfung: 2008-06-03
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Jugendliche Täterin
Freie Schlagwörter: Jugendliche , Heranwachsende , Tötungsstraftäter , Rückfallrisiko , Charakterisitka
Juvenile , Homicide , Offenders , Recidivism , Characteristics
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Fragestellung: Die vorliegende Katamnesestudie untersuchte im Rahmen der Tübinger Adoleszenz-Rückfallstudie Delinquenz (TARD) soziale, psychiatrische und Tatcharakteristika im Hinblick auf die spätere kriminelle Entwicklung und Rückfälligkeit von jugendlichen und heranwachsenden Tötungsdelinquenten die im Zeitraum von 1950-1979 begutachtet wurden und identifizierte Merkmale, die mit einem erhöhten Rückfallrisiko einhergingen. Des weiteren verglich sie auffällige Merkmale direkt mit einer zeitlich späteren Gruppe jugendlicher Tötungsdelinquenten (1980-1991) die ebenfalls im Rahmen der TARD untersucht wurden. Material und Methode: Auswertung und systematische Analyse mit Hilfe eines Auswertungsmanuals und der Basisdokumentation von 70 Gutachten aller jugendlicher und heranwachsender Tötungsdelinquenten, die von 1950-1979 in der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Tübingen im Rahmen von Strafverfahren erstellt wurden. Zur Bestimmung der Rückfälligkeit dienten unbeschränkte Auskünfte aus dem Bundeszentralregister der Probanden, die ebenfalls anhand eines Fragebogens systematisch ausgewertet wurden. Ergebnisse: Einschlägige Rückfälligkeit stellte eine extreme Ausnahme dar und fand sich nur in drei Fällen. Die allgemeine Rückfälligkeit korrelierte signifikant mit der Schulbildung in der Vorgeschichte. An psychiatrischen Störungen, die mit erhöhter Rückfälligkeit in Zusammenhang standen, konnten u.a. Störungen des Sozialverhaltens, Pubertätskrisen, Reifungsstörungen sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch identifiziert werden. Dagegen traten manifeste Psychosen nur äußerst selten auf. Auch die ausgeprägte Geschlechtsabhängigkeit der Delinquenz wurde bestätigt. Im Vergleich mit der zeitlich späteren Gruppe jugendlicher Tötungsdelinquenten zeigten sich besonders im Hinblick auf die Rückfälligkeit, das Täteralter, die Intelligenz der Täter, der Frage der Schuldfähigkeit und in der gutachterlichen Prognose ähnliche Ergebnisse. Diskussion: Die Ergebnisse belegten, dass die in der Literatur diskutierten umgebungsbedingten und internalen Faktoren auch in unserem Kollektiv mit erhöhter Rückfälligkeit in Zusammenhang standen. Ebenfalls bestätigt wurde, dass die einschlägige Rückfälligkeit nach Tötungsdelikten äußerst gering ist. Nur sehr wenige, bereits im Jugendalter Delinquente starteten eine kriminelle Karriere oder wurden zu Intensivtätern. Tendenziell waren die Raten von Gewaltstraftaten geringer als bei anderen Gruppen in unserer TARD. Die häufig geforderte Verschärfung des Jugendstrafrechts, mit dem Ziel einer Verringerung schwerster Delinquenz bei Jugendlichen ist angesichts unserer Ergebnisse nicht nachvollziehbar.

Abstract:

Objective: The present study evaluated social and psychiatric charactersitics with regard to the later criminal development and recidivism of adolescent and juvenile offenders over a period from 1950-1979 in context of the „Tübinger Adoleszens-Rückfallstudie Delinquenz (TARD)“. The study identified the characteristics which were accompanied by an increased risk of recidivism. Furthermore it compared conspicuous features with a group of juvenile homicide offenders in a later period of time which also were evaluated within the TARD-Study. Material and Methods: Evaluation and methodic analysis by means of an evaluation form and the documentation of 70 forensic reports of all juvenile and adolescent homicide offenders which were furnished during the time of 1950 and 1979 at the department of psychiatry and psychotherapy in the childhood and adolescence at the hospital for psychiatry and psychotherapy of the university of tuebingen. Nationwide used psychiatric basis documentation gave additional information. Resluts: Relevant recidivism described an extreme exception and was only found in three cases. The common recidivism correlated significantly with the education of the offender. Psychiatric disorders which could be brought in context with increased recidivism were among others disorders of the social behaviour, adolescent crisis, dysmaturity and alcohol and drug abuse. Apparent psychosis occured exceedingly rare. The distinctive dependance on the gender was confirmed. In comparison to the group of juvenile and adolescent homicide offenders in the later period of time similar results appeared especially with regard to recidivism, age and intelligence of the offender, the issue of criminal responsibility and the prognosis of the appraiser. Discussion: The results show that the environmental and internal factors which are being discussed in literature in our study also could be brought in context with an increased recidivism. It was also approved that relevant recidivism after homicide is very low. Only a few of the adolescent and juvenile homicide offenders started a criminal career or became multiple offenders. By tendency the rate of outrages was lower among the other groups of the TARD-study. Considering the results of our study the frequently asked tightening of the juvenile law with the aim of a reduction of heaviest delinquency with adolescents is not comprehensible.

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