Inhaltszusammenfassung:
Der thrombozytäre Kollagenrezeptor Glykoprotein VI (GPVI) ist entscheidend für die Ausbildung einer arteriellen Thrombose. In der vorliegenden Studie wurde die Expression von membrangebundenem GPVI auf der Thrombozytenoberfläche bei Patienten mit symptomatischer koronarer Herzkrankheit gemessen. Es wurde eine große Gruppe von Patienten untersucht, welche sich alle einer Koronarangiographie unterzogen. Die Oberflächenexpression von Markern für die Aktivierung von Thrombozyten (GPVI, P-Selektin und GPIb-V-IX) wurde mit Hilfe von monoklonalen Antikörpern mittels Durchflusszytometrie festgestellt. Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom zeigten bei Aufnahme ins Krankenhaus im Vergleich zu Patienten mit stabiler Angina pectoris eine signifikant erhöhte GPVI-Expression. Die Expression von GPVI korrelierte mit der von P-Selektin. Durch logistische Regressionsanalyse konnte demonstriert werden, dass die GPVI-Expression auf Thrombozyten bei Aufnahme ins Krankenhaus mit dem akuten Koronarsyndrom assoziiert ist, unabhängig von Markern der myokardialen Nekrose wie Troponin-I und Kreatinkinase. Nach zahlreichen anderen Markern (C-reaktives Protein, MAC-1, CD40L) ist GPVI der erste Thrombozyten-spezifische Marker beim akuten Koronarsyndrom. Da GPVI-Werte bei Patienten schon zum frühen Zeitpunkt der Aufnahme in die Klinik erhöht sein können, während sich etablierte Marker der Myokardnekrose noch im Normbereich befinden, könnte GPVI eine frühere Therapieentscheidung beim akuten Koronarsyndrom ermöglichen, noch bevor myokardiale Ischämie eintritt.
Die vorliegende Pilotstudie wurde inzwischen um eine große prospektive, noch nicht veröffentlichte Studie mit über 1000 Patienten ergänzt, welche die vorliegenden Ergebnisse nach derzeitigem Stand der Auswertung bestätigt. Weitere zukünftige Projekte könnten darüber hinaus verstärkt auf das lösliche GPVI eingehen, welches sich im ELISA messen lässt und dadurch in der Akutsituation leichter praktikabel ist.