Inhaltszusammenfassung:
Wie die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen an erwachsenen Patienten zeigen, beeinflusst Propofol das menschliche Immunsystem auf verschiedene Arten, wie z.B. der Hemmung von Granulozytenfunktionen. Bisher existieren jedoch keine Untersuchungen, die sich mit derartigen Auswirkungen speziell auf das kindliche Immunsystem befassen. Darüber hinaus kam es bei der Langzeitinfusion von Propofol über mehrere Tage vor allem bei Kindern zu schwerwiegenden Zwischenfällen, dem sogenannten „Propofolinfusionssyndrom“. In der vorliegenden Studie wird der Einfluß von Propofol auf die immunologische Kompetenz bei Kindern nach Kurzzeitapplikation bis zu 4 Stunden untersucht.
In die Studie wurden insgesamt 68 Kinder im Alter von 1-14 Jahren eingeschlossen, die sich einer kernspintomographischen Untersuchung unterziehen mussten und dazu einer Narkose bedurften. Indikationen für die kernspintomographischen Untersuchungen waren onkologische Erkrankungen, Epilepsie und andere nicht einheitlich zu bezeichnende Erkrankungen. Die Untersuchungsdauer betrug zwischen 60 und 240 Minuten. Die Prämedikation erfolgte mit Midazolam 1mg/kg rektal bzw. 0.5mg/kg per os, die Narkoseeinleitung und –führung mit Propofol in einer Dosierung von 3-5mg/kg Körpergewicht bei der Einleitung und 5-10 mg/kg/h für die Narkoseaufrechterhaltung. Zur Atemwegssicherung erhielten die Kinder mit einer Untersuchungsdauer bis zu 2 Stunden eine Larynxmaske, bei längeren Untersuchungen wurden die Kinder intubiert und beatmet.
Untersucht wurden als Laborparameter die Zahl der Leukozyten, Lymphozyten und Monozyten, die Serumspiegel von Kortisol, IL-6 und IL-8, die TNF-a-Produktion ex vivo durch Makrophagen. Die Blutentnahmen fanden jeweils direkt vor der Narkoseeinleitung und nach Narkoseende statt.
Dabei zeigt sich in der Gesamtgruppe lediglich eine leichte Abnahme der Leukozytenzahlen, wobei eine Abhängigkeit zur Narkosedauer zu bestehen scheint. Werden die Kinder mit Chemotherapie nicht berücksichtigt, zeigt sich eine signifikante Abnahme der TNF-a Produktion und der Monozyten. Generell ist eine deutliche Abnahme des Serumkortisols, des pH-Wertes und des Laktats im Verlauf der Narkose zu beobachten.
Propofol scheint bei Kindern auch innerhalb kurzer Applikationszeiten, das heißt bis zu vier Stunden, immunologische Wirkungen zu entfalten. Die in der vorliegenden Arbeit gefundenen immunologischen Veränderungen sind jedoch so gering, dass keine wesentlichen klinischen Auswirkungen zu erwarten sind. Die deutlichen Veränderungen des Serumkortisols und des pH-Wertes können durch andere Faktoren hinreichend erklärt werden.
Abstract:
Many studies with adult patients have shown that propofol which is widely used for general anaesthesia and sedation on icu interferes in several ways with the human immune system. After longtime-sedation of children with propofol it came to severe, in some time letal incidents. Later it was spoken of the “Propofolinfusionsyndrome”. Up to now there have been no researches on propofol and immune system especially with children.
The aim of this study was to investigate the influence of anasthesia with propofol up to 4 hours on the immune system of children.
In this study 68 children between 1 and 14 years were included. They got general anaesthesia with Propofol to undergo MR-tomographie that lasted 1 to 4 hours.
We took blood before and at the end of anaesthesia and examined the number of lymphocytes, leucocytes and monocytes, as well as the serumconcentration of IL-6, IL-8 and TNF-a.
In the overall-group only a light decrease of leucocytes was to be seen. Having excludet the children with chemotherapy a significant decrease of TNF-a-production and monocytes could be shown. In general we realized lower plasmaconcentrations of cortisol and lactat, also falling pH-values after anaesthesia with propofol.
In conclusion we can confirm that there is an alteration of the immune system of children also after shorttime application of propofol. However the immunologic alterations we observed were so small that clinical effects are not to expect. The significant decreases of serumcortisol and pH-value can be sufficiently explained with other factors.