Inhaltszusammenfassung:
Postoperative Komplikationen im Bereich der Unfallchirurgie stellen zweifellos eine starke physische und psychische Belastung für die Patienten, sowie eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung für das Gesundheitssystem dar. Um Komplikationen vorzubeugen ist eine frühzeitige Identifizierung von Risikopatienten unumgänglich. Wie Eingangs beschrieben konnten in der Literatur bereits Erkenntnisse über spezifische Risikofaktoren gewonnen werden. Über die Effektivität von Zytokin-Blutmarkern als Mittel zur Identifikation von Risikopatienten ist jedoch bislang wenig bekannt. Zudem existiert nach heutigem Kenntnisstand keine einheitliche Präventionsstrategie bei Risikopatienten.
Von 379 aufgenommenen Trauma- und Trauma-Wirbelsäule Patienten konnten von 239 Patienten mittels Microarrays und ELISAs Zytokinprofile analysiert werden. Die Analyse der Fragebögen vermittelte weitere Erkenntnisse über Risikofaktoren im Bereich allgemeiner und medizinischer Parameter. Nach ausführlicher Diskussion sollte für weitere Studien eine modifizierte Klassifikation nach CD genutzt werden, um auch entscheidende Faktoren wie Art und Lokalisation der Fraktur mit einzubeziehen und so Risikofaktoren noch genauer identifizieren zu können.
Eine entscheidende Erkenntnis zeigte die geschlechterspezifische Diskrepanz der Ergebnisse. Obwohl die Rolle des Geschlechts im Zusammenhang mit dem Komplikationsaufkommen in der Literatur kontrovers diskutiert wird, stellten sich in der vorliegenden Studie vor allem Risikofaktoren für Frauen heraus (verlängerte Krankenhausverweildauer, erhöhter BMI, Summe FINDRISK, erhöhte Anzahl an Komorbiditäten sowie niedrige CTLA-4 Werte). Für Männer ergab sich lediglich der ermittelte Risikofaktor eines erhöhten Alkoholkonsums. Um die diagnostische Qualität des CTLA-4 für Frauen weiter zu verbessern, wurden die zuvor ermittelten signifikanten Risikofaktoren mit den CTLA-4 Werten kombiniert. Die separate Kombination von CTLA-4 mit der Verweildauer, dem BMI und der Summe FINDRISK führte jeweils zu einer Verbesserung der Sensitivität und Spezifität. Die Ergebnisse sind aufgrund der geringen Anzahl an Probanden in den Subgruppen trotz einer ermittelten Sensitivität von bis zu 100 % mit gebotener Zurückhaltung zu betrachten.
CTLA-4 stellt anhand der vorliegenden Ergebnisse einen potenziellen Blutmarker für Frauen bei der Identifizierung von Risikopatienten in der Unfallchirurgie dar. Um die Effektivität dieses Zytokinmarkers zur Präventionsdiagnostik weiter zu bestätigen und diesen im klinischen Alltag einsetzen zu können, sind weitere klinische Forschungen durchzuführen.