Molekularpathologische Charakterisierung großzelliger B-Zell-Lymphome des Waldeyer'schen Rachenrings

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/154754
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1547542
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-96091
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-07-05
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Quintanilla Martinez de Fend, Leticia (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2024-06-25
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Lymphom , Tonsilla , Gaumenmandel , Rachenmandel , Pathologie
Freie Schlagwörter: DLBCL
LBCL-IRF4
IRF4
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Diffus großzellige B-Zell-Lymphome und follikuläre Lymphome sind die häufigsten B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome bei erwachsenen Patienten. Durch neue Erkenntnisse hinsichtlich der Pathogenese und molekularer Charakteristika wurden in aktuellen Klassifikationssystemen neue (Sub-)Entitäten der B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome definiert, bzw. bestehende Entitäten abgeändert. Eine dieser neuen Entitäten ist das großzellige B-Zell-Lymphom mit IRF4-Rearrangement, das im Vergleich zu klassischen DLBCLs und FLs einige typische klinische und molekulare Eigenschaften zeigt, unter anderem eine charakteristische IRF4-Translokation sowie ein prädominantes Auftreten im Waldeyer’schen Rachenring sowie bei Kindern und Jugendlichen. Ziel dieser Studie war daher eine umfassende molekularpathologische Charakterisierung von DLBCLs und FLs 3B/FLBLs des Waldeyer’schen Rachenrings bei erwachsenen Patienten, um Charakteristika von Lymphomen des Waldeyer’schen Rachenrings und insbesondere die Eigenschaften und Prävalenz von LBCL-IRF4 zu untersuchen. Hierzu wurden 30 Fälle von DLBCLs und FLs 3B/FLBLs des Waldeyer’schen Rachenrings bei erwachsenen Patienten mittels eines umfassenden (molekular-) pathologischen Methodenspektrums, bestehend aus Immunhistochemie für CD10, BCL6, MUM1, BCL2, MYC und Ki-67, Fluoreszenz in situ-Hybridisierung für IRF4, BCL2 und IGH, Next Generation Sequencing mit einem zehn Gene umfassenden DLBCL-Panel sowie Einzelamplikons und Genexpressionsprofilanalyse mittels HTG EdgeSeq DLBCL Cell of Origin Assay untersucht. Im Fallkollektiv zeigte sich ein mittleres Alter bei Diagnose von 69,5 Jahren. Insgesamt wurden 28 Fälle von DLBCLs und 2 Fälle von FLs 3B/FLBLs identifiziert, im Großteil der Fälle lag ein niedriges klinisches Stadium bei Diagnose vor, und es konnte ein exzellentes Therapieansprechen auf die Standardtherapie mit R-CHOP-Chemotherapie gezeigt werden. Mittels GEP konnten jeweils 14 Fälle vom GCB- und ABC-Subtyp identifiziert werden, während zwei Fälle unklassifizierbar waren. Die Übereinstimmung mit der Immunhistochemie lag bei 83 %. In der Gruppe der GCBs war die Übereinstimmung des GEP mit der IHC bei 100 %, und es konnten zwei Fälle mit IRF4-Translokation sowie -Mutation und sechs Fälle mit BCL2-Translokation und -Mutation identifiziert werden. Weiterhin wurden in dieser Subgruppe Mutationen in den Genen EZH2, CARD11 und PIM1 häufig identifiziert. Die beiden Fälle mit IRF4-Translokation und -Mutation waren die einzigen im gesamten Fallkollektiv, sodass die Prävalenz von LBCL-IRF4 in diesem Fallkollektiv auf 7 % bestimmt werden konnte. Für die Gruppe der ABCs stimmte die COO-Klassifikation durch GEP und IHC in 11/14 Fällen überein; in diesen Fällen konnten keine Translokationen oder Mutationen von IRF4 oder BCL2 nachgewiesen werden, stattdessen zeigten sich Mutationen von CD79B, MYD88 und PIM1 häufig. Je ein Fall der mittels GEP unklassifizierbaren Fälle zeigte sich immunhistochemisch als GCB bzw. Non-GCB, und es zeigten sich weder Translokationen noch charakteristische Mutationen. Mit der Genexpressionsprofilanalyse konnten insgesamt 29 Gene bzw. deren Transkripte identifiziert werden, welche zwischen den Subgruppen GCB und ABC signifikant (p < 0,05) exprimiert waren. Unter diesen Genen waren unter anderem die drei Gene CD10, BCL6 und IRF4. Für jedes dieser Gene und das entsprechende Protein (MME/CD10, BCL6/BCL6 und IRF4/MUM1) konnte außerdem ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem immunhistochemischen Expressionsstatus und den Genexpressionsleveln nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen die Einordnung der LBCL-IRF4 als neue Entität, die klinischen, morphologischen und molekularpathologischen Eigenschaften der Fälle in diesem Fallkollektiv aus erwachsenen Patienten stimmen mit denen in der Literatur berichteten Daten, welche meist von pädiatrischen Patienten stammen, in großen Teilen überein. Allerdings zeigen die Daten aus dem hier berichteten, relativ kleinen Fallkollektiv eine niedrigere Prävalenz von LCBL-IRF4 als teilweise in der Literatur berichtet. Für großzellige B-Zell-Lymphome des Waldeyer’schen Rachenrings konnte eine gleichmäßige Verteilung über die COO-Subtypen gezeigt werden, welche jeweils charakteristische molekulare Muster zeigen, die in dieser Form ebenfalls bereits in der Literatur für nodale und extranodale Lymphome beschrieben sind. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass die etablierte und weit verbreitete Immunhistochemie eine sehr gute Übereinstimmung mit der Genexpressionsprofilanalyse zeigt, wobei insbesondere Fälle mit einer aberranten Expression von allen drei immunhistochemischen Markern eine Herausforderung für die Immunhistochemie darstellen. Gleiches gilt für Fälle mit einer nicht-übereinstimmenden COO-Klassifikation, bei denen eine wie hier berichtete umfassende molekularpathologische Aufarbeitung Implikationen für die Prognosestellung und die Therapieentscheidung geben kann. Gerade für Fälle mit unklaren oder uneindeutigen Eigenschaften können neue, molekular basierte Klassifikationssysteme, welche zum Teil auf den in dieser Studie angewandten Methoden basieren, als Grundlage für zielgerichtete Therapien dienen, die die Therapie dieser Erkrankung in Zukunft grundlegend verändern könnten. Abschließend konnte durch diese Arbeit eine umfassende Charakterisierung großzelliger B-Zell-Lymphome des Waldeyer’schen Rachenrings bei erwachsenen Patienten erreicht werden, wodurch sich prognostische und therapeutische Hinweise ergeben können, wobei sich insbesondere die LBCL-IRF4 als Entität mit typischen Eigenschaften zeigte; die Ergebnisse aus dem hier berichteten, relativ kleinen Fallkollektiv sollten jedoch in größeren Studien bestätigt werden.

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