Adhärenz von evidenzbasierten Maßnahmen zur Sekundärprävention von Stürzen und Frakturen bei älteren Menschen nach sturzbedingtem Notaufnahme-Kontakt

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URI: http://hdl.handle.net/10900/128388
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1283881
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-69751
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2022-06-24
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Medizin
Advisor: Becker, Clemens (Prof. Dr.)
Day of Oral Examination: 2022-05-02
DDC Classifikation: 610 - Medicine and health
Other Keywords: Adhärenz
Sekundärprävention
Sturzprävention
Frakturprävention
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Mehr als 400.000 ältere Menschen werden nach einem Sturz in ein Krankenhaus aufgenommen. Vermutlich doppelt so viele werden nach einer Einweisung in ein Notaufnahmezentrum wieder nach Hause geschickt. In vielen europäischen Nachbarländern erfolgt danach eine Vorstellung in einer geriatrischen Institutsambulanz (Geriatric Fall Clinic). In Deutschland erfolgt dies bisher nicht. In Großbritannien konnte schon vor 20 Jahren in der PROFET-Studie (Prevention of falls in the elderly trial) nachgewiesen werden, dass bei älteren Sturzpatienten die Zahl der Folgestürze, sowie die Zahl der negativen Sturzfolgen nach sturzbedingtem Notaufnahmekontakt durch eine individuell angepasste Therapie und Betreuung deutlich gesenkt werden können (Close et al., 1999). Auch neueste Empfehlungen des Cochrane Zentrums beinhalten diese multifaktoriellen Interventionen (Hopewell et al., 2018). Die Untersuchung wollte in einer Pilotstudie das derzeitige Versorgungsmanagement ermitteln und damit die Grundlage für eine Interventionsstudie schaffen. Aus insgesamt 736 Sturzpatienten in der NA im Untersuchungszeitraum (12/2015-08/2016) konnten nur 50 Probanden eingeschlossen werden. Die zur Teilnahme bereiten Probanden waren relativ rüstig. Es wird ein deutlicher Selektions-Bias vermutet. Bei 62% der befragten Probanden wurde der Sturz mit dem Hausarzt thematisiert. In dieser Gruppe wurden insgesamt 31 sturzpräventive Maßnahmen durchgeführt. In absteigender Reihenfolge handelte es sich hierbei um den Beginn eines körperlichen Trainings, eine Visus-Überprüfung, eine Medikamentenanpassung und Wohnraumanpassungen. Wenn keine Sturzansprache durch den Patienten beim Hausarzt erfolgte, wurden kaum präventive Maßnahmen eingeleitet. Mehr als 10% der Probanden sind im relativ kurzen Nachbeobachtungszeitraum erneut gestürzt, was die Notwendigkeit nochmals unterstreicht. Die Ergebnisse der Pilotstudie weisen auf eine Unterversorgung der Sturzpatienten in der Notaufnahme hin und verdeutlichen den Bedarf für eine Verbesserung der Versorgungssituation dieses Kollektivs in Deutschland. Der Notaufnahmekontakt nach erfolgtem Sturz stellt eine große Chance zur Einleitung erster sekundärpräventiver Maßnahmen dar. Diese Chance wird bisher jedoch kaum genutzt. Diesbezüglich ist eine Aktualisierung der Leitlinien in Zusammenarbeit der beteiligten Fachrichtungen (Allgemeinmedizin, Unfallchirurgie, Geriatrie) geboten. Zur Entwicklung könnten die britische NICE-Guideline, der amerikanische STEADI Fall Prevention Guide (Centers for Disease Control and Prevention, 2015) und Unterlagen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Becker et al., 2015) herangezogen werden. Aktuell läuft seit März 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Tania Zieschang aus der Abteilung für Geriatrie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die so genannte SeFallED-Studie (Sentinel Fall presenting to the Emergency Department directly discharged: trajectories and needs as basis for the development of targeted interventions). In Zusammenarbeit mit dem Institut für Biometrie und Klinische Forschung der Universität Münster sollen etwa 450 Teilnehmer gewonnen werden. Das Ziel ist unter anderem, ein statistisches Vorhersagemodell für Sturzrisiken zu entwickeln und somit neue Ausgangspunkte für individuelle Präventionsmaßnahmen zu gewinnen. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie greift unter anderem die Ideen der vorliegenden Untersuchung auf.

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