Inhaltszusammenfassung:
Die Arbeit untersucht die Entstehung der harten Röntgenstrahlung galaktischer
Schwarzlochkandidaten. Der wahrscheinlichste physikalische Prozeß, der dieses
Spektrum erzeugt, ist die Comptonisierung weicher Strahlung in einem heißen
Elektronenplasma, einer Akkretionsscheibenkorona. Diese entsteht wahrscheinlich
als Folge hydrodynamischer Instabilitäten in einer Akkretionsscheibe. Unter
Comptonisierung versteht man hierbei die Erzeugung harter Photonen durch
inverse Comptonstöße an heißen Elektronen. Dabei können Photonendichten entstehen,
die so groß sind, daß Photon-Photon-Paarbildungsprozesse eintreten können.
Unter Verwendung nichtlinearer Monte Carlo Methoden wird das Strahlungstransportproblem
in solchen Akkretionsscheibenkoronen selbstkonsistent für verschiedene
Geometrien gelöst.
Um genaue Parameter für die Koronen in Schwarzen Löchern zu erhalten, müssen
die aus den theoretischen Rechnungen erhaltenen Spektren direkt mit
Beobachtungsdaten verglichen werden. Hierzu sind Beobachtungen im
Energiebereich von 1 bis 300 keV notwendig. Die Arbeit geht besonders auf
eine Rossi X-ray Timing Explorer Beobachtung des galaktischen
Schwarzen Loches Cygnus X-1 ein. Hier zeigt sich, daß die Akkretionsscheiben-
modelle tatsächlich das Röntgenspektrum beschreiben können. Die optische
Tiefe der Korona beträgt tau=2.1+/-0.1, ihre mittlere Temperatur ist
kT=65.7+/-3.3 keV. Ferner kann aus dem zeitlichen Verhalten der Quelle eine
koronale Größe kleiner als 25 GM/c^2 abgeleitet werden.