Inhaltszusammenfassung:
Es existieren verschiedene theroretische Versuche, die Gleichheits- oder Austauschtheorie als Basis zu nehmen, um den in sozialen Beziehungen ablaufenden lebensweltlichen Prozess von Aktionen und insbesondere Interaktionen gerade auch hinsichtlich der zugrundeliegenden Motivationen sowie des outcomes zu verstehen. In entsprechender Weise gilt dies für den sozialen Alternsprozess sowie die mit ihm zusammenhängenden Unterstützungsbeziehungen. Die übergeordnete Annahme in ihrer einfachsten Formulierung besteht in aller Regel darin, dass Individuen versuchen, nicht in non-reziproken Beziehungsverhältnissen zu leben.
Mangel an Reziprozität ist daher besonders problematisch, da er dem Streben nach Gleichgewicht als Grundmoment sozialer Beziehungen widerspricht. Die Figur ist in den unterschiedlichsten Formen seit langem prominenter Bezugspunkt sozialwissenschaftlicher Debatten. Luhmann etwa hatte postuliert, dass Hilfeleistungen in vormodernen Gesellschaften vor allem durch Dankbarkeitserwartungen ausgelöst werden. In dieser Figur hilft der Helfer in der archaischen Gesellschaft vor allem deshalb, weil er den Dank des anderen in Form späterer Hilfe erwartet, Dankbarkeit verweist damit wesentlich auf Gegenseitigkeit und Rückerstattungserwartungen in zeitübergreifender Perspektive. In unserem Kontext wird ebenso von einer großen Bedeutung dieses Mechanismus ausgegangen - allerdings nicht in historischer Perspektive sondern mit Bezug auf sehr viele Formen von Interaktions- und insbesondere Unterstützungsprozessen im informellen Bereich.