Inhaltszusammenfassung:
Erschienen als CD-Rom in: Marianne Dumitrache, Gabriele Kurz, Gabriele Legant u. Doris Schmid, Die Grabung Neue Straße 2001-2004 in Ulm. Katalog der Grabungsbefunde zur Besiedlung, Bebauung und Infrastruktur. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 29
Zwischen der mittelalterarchäologischen und der historischen Forschung besteht im Allgemeinen schon immer ein enger Zusammenhang. Geht es doch verständlicherweise in beiden Disziplinen um Erkenntnisse und Deutungen, die die jeweiligen Quellen aus der gleichen Zeit bieten können. Nicht selten werden gegenseitig Lücken geschlossen und Sichtweisen erweitert, aber auch neue Fragen aufgeworfen. Im Zuge der Großgrabung Neue Straße in Ulm wurde deshalb das gesamte Grabungsbiet parzellengerecht historisch aufgearbeitet und damit ein relativ großes zusammenhängendes Gebiet der mittelalterlichen Stadt im Detail bau-, wirtschafts- und familiengeschichtlich erforscht.
Die vorliegende Arbeit geht ausschließlich auf urkundliche Nennungen, Archivalien, Fotos, sonstige Darstellungen und vorhandene Stadt- und Bauplänen zurück. Dazu wurden alle Einzelinformationen zusammengetragen und den einzelnen ehemaligen Parzellen in der Schneise der archäologischen Grabungen durch das Zentrum der mittelalterlichen Stadt zugeordnet. Eine Hilfestellung geben die erhaltenen Steuerbücher aus dem 15. Jahrhundert im Ulmer Stadtarchiv, deren festgelegten Steuergänge sowie die Gassenbezeichnungen auf dem ältesten Stadtplan aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in die neue Einteilung in Stadtviertel (A – D) und die Hausnummerierung um 1796 übernommen wurden. Dadurch wird die Lokalisierung zumindest der Plätze mehrerer Gebäude bis in diese frühe Zeit mit einigen Vorbehalten möglich. Dies gilt allerdings hauptsächlich für den Hausbesitz des Patriziats und für Gebäude an besonderen Standorten, weniger für die Häuser in kleineren Parzellen, aus denen nur geringe Steuern bezahlt wurden. In Ermangelung weiterer überlieferter Nennungen dieser in den Listen genannten Steuerzahler kann auch eine mehr oder weniger sichere Zuordnung nicht getroffen werden.
Eine „Hausbiographie“ kann ohne grundsätzliche familiengeschichtliche Hinweise nicht auskommen, zumal die jeweiligen Besitzer, Erben, Verkäufer und Käufer generell Träger der Überlieferung sind. (Die zahlreiche Hinweise auf diese Personen sind daher auch in einem ausführlichen Verzeichnis zusammengestellt.) Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, ist jeder „Hausbiographie“ ein Ausschnitt aus dem Plan der Stadt Ulm aus dem Jahr 1864 vorangestellt, auf dem die entsprechende Parzelle gekennzeichnet ist. Auch die älteren Platz- und Wegebezeichnungen sind in größtmöglicher Vollständigkeit angegeben. Die Ansprache der einzelnen Parzellen erfolgt über die 1796 vergebenen Hausnummern (A 131 – A 345) sowie die letzte Adresse vor der Zerstörung des gesamten Areals im Jahre 1944. Auf eine baugeschichtlichen Kurzdarstellung jedes Gebäudes bzw. jeder Gebäudegruppe folgen die aus den o.g. Quellen erhobenen Notizen zur Besitz- und Baugeschichte. Ein Glossar erläutert heute nicht mehr gebräuchliche Begriffe. Im Abbildungsteil sind schließlich die aussagekräftigsten verfügbaren historischen Bildquellen, Fotos und Pläne aus den städtischen Bauakten zusammengestellt.