Inhaltszusammenfassung:
Wir leben in einer Zeit der Mißverständnisse, in einer Welt, in der die Menschen trotz immer besserer Kommunikationsmittel zunehmend Probleme haben, sich über das Lebensnotwendige zu verständigen. Apathie und Gleichgültigkeit, Ungeduld und Rechthaberei, Intoleranz gegenüber Ausländern bis hin zum blanken Fremdenhaß, das massenhafte Scheitern von Partnerschaften, das alles sind Anzeichen für eine Gesellschaft, in der es Menschen offenkundig schwerfällt, andere Sprachen, Kulturen und Gedankenwelten als Bereicherung der eigenen Identität zu erfahren. Diese Gesellschaft gibt sich pluralistisch; aber schon geringe Unterschiede in Lebensstil, Weltbild und Gesellschaftsverständnis überfordern die Toleranzbereitschaft vieler. Im kirchlichen Bereich erleben wir, wie das Gespräch zwischen ›oben und unten‹, ›rechts und links‹, das Gespräch zwischen Amtsträgern und Laien, Hierarchie und Volk Gottes, Theologie und Lehramt, zwischen wissenschaftlicher Ausbildung und kirchlicher Praxis, Seelsorgern/Seelsorgerinnen und Gemeindechristen, Aktiven und »Auswahlchristen« häufig gestört ist S wenn es denn überhaupt stattfindet. In allen Bereichen stoßen wir auf sozial-konservative, zum Teil autoritäre, in der Tendenz nicht selten fundamentalistische Gegenbewegungen gegen das Heraufkommen einer multikulturellen, multireligiösen und ethnisch gemischten Gesellschaft. Von daher betrachtet, ist es gegenwärtig eine der wichtigsten bildungspolitischen Aufgaben, auf allen Ebenen menschlicher und gesellschaftlicher Kommunikation die Gesprächsbereitschaft und Gesprächskompetenz der Menschen durch gezielte Maßnahmen zu fördern. Diese Aufgabe reicht von der Gesprächssituation in Partnerschaft, Ehe, Familie und Jugendcliquen über das Gespräch in Seelsorgeteams, Gemeinderäten und Gremien, zwischen Seelsorgern und Ratsuchenden, zwischen Gemeinde und Bischof, Bischof und Papst bis hin zur politischen Gesprächskultur und Verhandlungskompetenz in Parlamenten und in der internationalen Diplomatie.Wir setzen bei der Situation kirchlicher Gemeinden an. Das Buch ist geschrieben: für Seelsorgerinnen und Seelsorger, ehrenamtliche Mitarbeiter, Religionslehrerinnen und Katecheten, für Gemeinde- und Diözesanräte, für alle also, die Aufgaben im Bereich der Erwachsenenpädagogik, der Ehe- und Familienarbeit, der Jugend-, Eltern- und Seniorenarbeit wahrnehmen. Es ist geschrieben für Gemeinden, die auf der Suche sind nach neuen Pastoralkonzepten, für alle jene, die basisgemeindliche Gruppen und Selbsthilfegruppen begleiten und kompetent anleiten möchten. Psychologen und Kommunikationsfachleute werden mit dem pastoralen Lernprogramm »Seelsorgliche Gesprächsführung« ein Konzept beschrieben finden, dessen tutoriell-generatives, konsequent auf Selbstorganisation ausgerichtetes Bildungsdesign sich außerdem als Trainingsprogramm für weitere Adressatenkreise anbietet. Unser konkretes Ziel war es freilich, ein Schulungs- und Begleitungskonzept zu entwickeln, das vor allem auf die Bedürfnisse kirchlicher Adressatenkreise zugeschnitten sein sollte, wie zum Beispiel: Pfarrgemeinderäte, Leitungsteams, Jugendarbeitteams, Frauengruppen, Nachbarschafts-, Besuchs- und Liturgiekreise, Organisations-, Aktions- und Basisgruppen, Bezugspersonen für Glaubensgespräche, Bibelgruppen und Hauskreise, Eltern- und Ehepaargruppen oder Seniorenkreise sowie Beratende in Krisensituationen, um nur einige Einsatzgebiete zu benennen. Unser Lernprogramm ist Teil eines umfassenden pastoralen Organisationskonzeptes, dessen Ziel es ist, Kirche als dynamisches Beziehungssystem zu verstehen: Kirche im Sinne der Praxis Jesu als Ort offener, heilender Kommunikation, Kirche verstanden als ein Organismus von Lebensgemeinschaften, als Gesprächsgemeinschaft von ›Basisgruppen‹ und Gemeindeinitiativen, zusammengehalten von ›unten nach oben‹ und ›von oben nach unten‹ durch das gleichberechtigte, nie abbrechende kommunikative Bemühen aller um die »Sache Jesu«.Ganz im Sinne dieses Anliegens haben wir auch dieses Buch geschrieben. So wie nämlich das Lernprogramm »Seelsorgliche Gesprächsführung « davon lebt, daß die Teilnehmenden selbst mit wachsender Kompetenz Konzept und Durchführung aktiv mitgestalten (generativ-tutorielles Bildungsdesign), so haben Studentinnen und Studenten, welche dieses Projekt mittragen, aktiv Einfluß auf die Gestaltung des Textes genommen. Wir nahmen als Autoren unsere Verantwortung dadurch wahr, daß wir auf Grund unserer eigenen wissenschaftlichen, theologischen oder psychologischen und pädagogischen Kompetenz die Qualität in Konzeption und Methode kritisch begleitend sicherstellten. So ist ein Buch entstanden, das ebenso kreative wie innovative Wege für das Gespräch und die Kommunikation im Geiste und im Sinne der Sache Jesu Christi zum Inhalt hat.